Umbenennung der Elkartallee in Hilde-Schneider-Allee

  • Veröffentlicht am: 4. Februar 2010 - 9:58

Gemeinsame Pressemitteilung von Bündnis 90/Die Grünen und SPD im Bezirksrat Südstadt-Bult

Nach eingehenden Diskussionen u[]ber Leben und Werk von Karl Elkart sind die

Bezirksratsfraktionen von Bu[]ndnis 90/Die Gru[]nen und SPD zu der Erkenntnis gekommen,

dass die Elkartallee in Hannovers Su[]dstadt in Hilde-Schneider-Allee umbenannt werden soll.

Nach den "Grundsa[]tzen und Verfahren fu[]r die Benennung von Straßen, Wegen und Pla[]tzen"

soll eine Umbenennung erfolgen, "wenn eine Benennung einer Perso[]nlichkeit im Nachhinein

Bedenken auslo[]st, weil diese Person Ziele und Wertvorstellungen verko[]rpert, die im

Widerspruch zu den Grundsa[]tzen der Verfassung, der Menschenrechte bzw. einzelner fu[]r

die Gesamtrechtsordnung wesentlicher Gesetze steht."

Karl Elkart sind schwerwiegende perso[]nliche Handlungen und die aktive Mitwirkung an

einem Unrechtssystem zuzuschreiben. Dies betrifft vor allem seine aktive Beteiligung an der

so genannten Arisierung ju[]dischen Eigentums und seine Behandlung von kriegsgefangenen

Zwangsarbeitern. Karl Elkart war nach 1933 fo[]rderndes Mitglied der SS und trat nach seiner

Wiederwahl als Stadtbaurat 1937 in die NSDAP ein.

U[]ber die fu[]hrende Rolle Karl Elkarts an der NS-Verfolgungspolitik schreibt Ru[]diger Fleiter:

"Konnten sich Verwaltungsmitarbeiter der NS-Politik gegenu[]ber verweigern? Die

Untersuchung der Stadtverwaltung Hannover hat gezeigt, dass im Alltag immer wieder

Handlungsspielra[]ume fu[]r die Beamten, Angestellten und Arbeiter vorhanden waren. Auch

Elkart verfu[]gte u[]ber diese Spielra[]ume. Er nutzte sie erkennbar nicht im Sinne der Opfer, im

Gegenteil: Er suchte jede Gelegenheit, ju[]disches Eigentum in den Besitz der Stadt zu

u[]berfu[]hren; er beteiligte sich an Diskriminierungsmaßnahmen gegenu[]ber Juden, die selbst

durch die NS-Gesetze nicht gedeckt waren".

Dies la[]sst unseres Erachtens nur einen Schluss zu: Trotz aller unzweifelhaften Verdienste

um die sta[]dtebauliche Gestaltung der Stadt Hannover ist Karl Elkart nicht geeignet als

Namensgeber fu[]r eine Straße, einen Weg oder einen Platz in Hannover zu fungieren.

Die Fraktionen von Bu[]ndnis90/Die Gru[]nen und SPD fordern den Rat der Landeshauptstadt

Hannover auf, die bisherige Elkartallee in Hilde-Schneider-Allee umzubenennen.

Hilde Schneider, eine evangelische Christin ju[]discher Herkunft, trat am 2. Januar 1935 ihren

"Dienst" als Vorprobeschwester im Henriettenstift an. Ihr Krankenschwesternexamen konnte

sie dort nicht mehr ablegen. Am 15. Dezember 1940 wurde Hilde Schneider mit tausend

Ju[]dinnen und Juden aus Hannover nach Riga deportiert. Sie u[]berlebte das Ghetto Riga und

die Konzentrationslager Thorn und Kaiserwald, kehrte nach der Zerschlagung der Nazi-Herrschaft nach Deutschland zuru[]ck, studierte Theologie und wirkte als Seelsorgerin fu[]r so

genannte Randgruppen. Hilde Schneider ist im Januar 2008 gestorben.