Umgang mit Kolonialismus und Rassismus im öffentlichen Raum: Zukunft des Carl-Peters-Denkmals verdient umfassendere Diskussion

  • Veröffentlicht am: 4. Juli 2021 - 10:46

Denkmal Carl Peters

Mahntafel - Denkmal Carl Peters
Mahntafel auf dem Carl-Peters-Denkmal (Foto: Ekkehard Meese)

Der Verein Kargah e. V. hat mit der angekündigten und ab 03.07.2021 beginnenden Unterschriftensammlung gegen das Carl-Peters-Denkmal am Bertha-von-Suttner-Platz eine nötige Diskussion zum Thema Rassismus, Alltagsrassismus und Kolonialisierung angestoßen. Das ehemalige Ehrenmal mit 1988 angebrachter Erläuterungs- und Distanzierungstafel ist ein Denkmal auf dem 1994 von Carl-Peters-Platz in Bertha-von-Suttner-Platz umbenannten Platz. Durch seine Größe und die Abbildungen von Adler, Schriftzug Carl Peters und die Afrika-Abbildung als Kontinent erhält es eine Wucht mit auf den ersten Blick falschem Eindruck der Verherrlichung von Kolonialismus. Die ergänzende und korrigierende Erläuterungstafel kontrastiert nicht genügend das Denkmal. Diese Platte passt sich eher harmonisch in den Gesamteindruck ein, setzt auch kein klares optisches Gegenbekenntnis. Mit dem Begriff „Rasse“ wird ferner ein nicht mehr haltbarer Begriff verwendet.

Es reicht daher nicht, nur diesen Begriff zu ändern, der in 1988 noch unkritisch gesehen wurde. Auch sind die Kargah-Vorschläge, Abriss des Denkmals oder das Denkmal in einem Museum unterzubringen, keine diskursiven Lösungen. Dies würde lediglich bedeuten, die öffentliche Diskussion in ein Museum zu verlagern anstatt sie im öffentlichen Raum auszutragen. Das dafür prädestinierte Historische Museum wird für mehrere Jahre nicht zugänglich sein, da saniert – und dann käme eine zeitlich begrenzte Ausstellung eventuell, danach würde das Denkmal möglicherweise im Archiv verschwinden.

Das Denkmal einfach als „Zumutung, die wir aushalten müssen“, wie von der örtlichen CDU vorgeschlagen, hinzunehmen ist eine sehr einfache, dem Thema nicht angemessene, fatalistische Lösung.

Das Denkmal hat eine lange Geschichte, die in keiner Weise Kolonialismus und Rassismus verherrlichen soll und darf. Dagegen müssen wir uns immer wieder, tagtäglich stellen!

Vorschlag zur Weiterentwicklung des Denkmals

Gleichzeitig bietet dieses Denkmal aber die Möglichkeit, aus diesem Denkmal nun ein Mahnmal gegen Rassismus und Kolonialisierung zu machen, es weiter zu entwickeln. Damit würde dann auch der historische und gesellschaftliche Verlauf von Wertigkeiten im Zeitverlauf klarer herausgestellt. Dies sollte im öffentlichen Raum als Stätte des Diskurses ausgetragen werden. Geschichte als Mahnung sollte nicht versteckt werden. Eine ergänzende Gestaltung hin zum Mahnmal sollte durch den Fachbereich Kultur – Erinnerungskultur – der Landeshauptstadt künstlerisch initiiert und begleitet werden.

Dass wir uns gegen Rassismus und Kolonialismus stellen, haben wir als GRÜNE früh bewiesen mit der gegen viel Widerstand umgesetzten Umbenennung des Carl-Peters-Platzes 1994 in Bertha-von-Suttner-Platz (Friedensnobelpreisträgerin).

Auch die diesen Platz angrenzenden Straßen Wißmannstraße, Nachtigalstraße und Sohnreystraße wurden auf unsere Initiative hin umbenannt. Namensgebungen betrachten wir als Ehrungen. Hier kommen für uns Menschen mit einer menschenverachtenden Gesinnung nicht infrage.

Carl Peters ist auf dem Engesohder Friedhof in der Südstadt begraben. Auch hier gibt es bislang eine falsch verstandene Heroisierung dieses verbrecherischen Kolonialisten auf dem Grabstein. Mit einem Antrag haben GRÜNE und SPD in der Sitzung des Bezirksrates am 16.06.2021 u. a. auch hier eine klare Distanzierung und geschichtliche Einordnung durch Informationstafeln gefordert.

Verlinkung hierzu: https://e-government.hannover-stadt.de/lhhsimwebre.nsf/DS/15-1335-2021N1

Der Kampf gegen Rassismus ist vielfältig und muss klar geführt werden. Dazu gehört auch, Werteveränderungen gegenüber der Vergangenheit aufzuzeigen. Mit einem Abriss bzw. Demontage des Denkmals und Verlagerung ins Museum verschweigen wir unsere Vergangenheit, sie wird unsichtbar. Die Debatte und Kontroverse gehört in die Öffentlichkeit, den öffentlichen Raum – sichtbar.

Ekkehard Meese

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