Platz im Herzen der Südstadt nach jüdischer Kinderärztin Elisabeth Müller benannt

  • Veröffentlicht am: 1. Juni 2022 - 23:37

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Enthüllung der Straßenschilder am Elisabeth-Müller-Platz durch Bezirksbürgermeister Ekkehard Meese und seinen Stellvertreter Lothar Pollähne am 19. Mai 2022 (Foto: Tobias Wulf)

Die Kreuzung zwischen Sallstraße und kleiner Düwelstraße in der hannoverschen Südstadt, früher als "Schmuckplatz" bekannt, heißt jetzt Elisabeth-Müller-Platz.

 

Der Grüne Bezirksbürgermeister Ekkehard Meese und sein Stellvertreter Lothar Pollähne (SPD) enthüllten das Namensschild im Rahmen eines öffentlichen Termins in Anwesenheit von Shterna Wolff vom nahegelegenen jüdischen Chabad-Zentrum im Bismarckbahnhof, des liberalen Rabbiners Gábor Lengyel und zahlreicher Bewohnerinnen und Bewohnern der Südstadt am 19. Mai. "Mit dieser Aktion verbinden wir heute gleich zwei Dinge: Neben der Namenstaufe des Platzes ist es zugleich die offizielle Inbetriebnahme des hier neu angelegten Spiel- und Mehrgenerationenplatzes", sagte Meese bei der Eröffnung.

 

Dr. Elisabeth Müller wurde 1895 in Hannover in der Rumannstraße geboren. Ihr Vater Siegfried Müller war Bankier, die Mutter stammte aus einer Kaufmannsfamilie. Nach dem Medizinstudium in Heidelberg und der Promotion in Göttingen ließ sie sich 1925 als Kinderärztin in der Lavesstraße 64 nieder, wo noch heute ein "Stolperstein" an sie erinnert. Nach der Nationalsozialistischen Machtergreifung wurde ihr die Kassenzulassung entzogen, und Elisabeth Müller ging in die Schweiz. Dort arbeitete sie in einer Kinderklinik, musste das Land nach dem Ablauf ihres Visums aber bereits im folgenden Jahr wieder verlassen. Gemeinsam mit der jüdischen Lehrerin Annerose Heitler eröffnete sie 1935 das Kinderheim "Sonnenhalde" in Bollschweil bei Freiburg, das jüdischen Großstadtkindern eine Erholung auf dem Land bot, aber bereits 1938 wieder schließen musste. Nach einer Zusatzausbildung in der Altenpflege wurde Müller daraufhin 1939 Oberin des jüdischen Krankenhauses und Altenheims in der Ellernstraße 16 in ihrer Heimatstadt und lebte bei ihren Eltern.

 

1941 deportierten die Nazis die verbliebenen hannoverschen Juden in das jüdische Krankenhaus – auch Müllers Eltern. Der bevorstehenden Verschleppung kamen sie vermutlich durch Suizid zuvor, bei dem ihnen ihre Tochter wahrscheinlich assistierte. 1942 kam Elisabeth Müller schließlich selbst ins Ghetto Theresienstadt. Dort leitet sie ein "Siechenheim". Am 19. Oktober 1944 wurde sie nach Auschwitz verschleppt und ermordet.

 

Die Umbenennung war im September 2021 vom Bezirksrat Südstadt-Bult beschlossen worden. Legendenschilder zur Namensgebung werden noch unter dem Platzschild angebracht.

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